WESTFALIA Ausstattung im VW Bus T3
Es ist schon ein wenig ungerecht; ausgerechnet der kleine feine Hängeschrank, der hinten im
WESTFALIA-Bus hoch erhaben über allem schwebt, und der nie irgendwelchem Gerubbel, Gekratze oder sonstigen mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt ist, altert deutlich schneller, als der gesamte
Bus. Erst dachte ich, ich hätte einfach Pech, und das wäre nur bei meinem Bus so. Es blieb jedoch festzustellen, dass tatsächlich in vielen, vielen WESTFALIA-Bullis diese aufgeklebte
Beschichtung schrumpft, knittert, Falten wirft, aushärtet und final einreißt. Wie sehr das im Auge des detailverliebten Betrachters beißt, brauche ich sicher nicht zu verdeutlichen.
Jetzt könnte man ja meinen: Alles gar nicht so schlimm. Runter mit der alten Knittertapete, und neue drauf! Problematisch wird das nur, wenn der Anspruch herrscht, dass zum Schluß alles wieder möglichst originalgetreu aussehen soll.
Denn trotz bester Kontakte zum Hause WESTFALIA, trotz guter Vernetzung kreuz und quer in der Altauto-Szene, trotz viel Gegoogel und Gestöber; Fehlanzeige! Dieses Zeugs gibt es scheinbar nicht mehr.
Gute Ratschläge ("..nimm hellbraune Raufaser".."kleb´ hellen Flokati drauf"..."wie wär´s mit Laminat...?") gab es reichlich. Zum Glück ging es anders aus.
Als der Plan endlich stand, bin ich so übereifrig ans Werk gegangen, dass ich verschwitzt habe, von der Unterseite des Schrankes ein Foto zu machen. Und das, obwohl die Unterseite die schlimmste Fläche von allen war. Ansatzweise vorstellen könnt ihr euch das vielleicht, wenn ihr seht, wie es innen aussah.
Fatal auch, wie furchtbar schlecht die noch hartnäckig klebenden Reste abzulösen gingen. Die untere Schicht war teilweise wie bei der Holzverleimung mit der Spanplatte "laminiert". Bei zu grober Arbeitsweise lösen sich mitsamt der Folie faserartige Splitter aus dem Holz. Die glatte Oberfläche der Holzplatte wäre zerstört gewesen. Behutsam zu Werke gegangen bin ich mit Heißluftfön, einer nicht ganz so messerscharfen Spachtel, diversen Schraubendrehern, und (solange, wie vorhanden) den Fingernägeln. Endlose Fummelarbeit...
Und während ich bei Kaffee sinnierend hinterm Bulli stehe, sehe ich, dass der Hängeschrank nicht die einzige Baustelle ist. Beim großen Heckschrank hat sich die Rückwand heraus gedrückt. Keine Krampe hält mehr. Also auch da schauen. Der Heckschrank muß sowieso als erstes wieder rein, Dann los.
Alle Krampen raus, sämtliche Holzspäne weg und Splitterkanten schleifen. Die Rückwand ist zum Glück heil geblieben.
Warum WESTFALIA das nicht gemacht hat, finde ich vielleicht irgendwann einmal heraus: Ich jedenfalls verleime jetzt.
Mit Kreppband bisschen fixieren, und dann überall dort, wo vorher keine Krampe saß, welche reinschiessen.
Aber zurück zum eigentlichen Schwerpunkt: Schrank verkleiden!
Nach langer Suche habe ich mich entschieden, dem besten aller Vorschläge zu folgen und ein sandbraunes Nappa-Leder zu verwenden. (Jürgen-sei-Dank!) Den gebrochenen Weißton der Knittertapete trifft es zwar fast, aber nicht hundertprozentig, stimmt. Und die Oberfläche ist auch irgendwie anders. Stimmt auch. Insgesamt haben mich aber die wundervolle Habtik, die gehobenere, stimmige Optik, und das Material an sich überzeugt. Und eine wirkliche Alternative gibt es bekanntermaßen ja nicht. Oder: Noch nicht. Bis zu diesem Tag, an dem irgend ein Bulli-Maniac die alte Folie neu auflegt, kann ich hiermit ganz gut leben. Und weil es so schön ist, habe ich gleich den Schrank auch innen damit verkleidet.
Vor der Verklebung des Leders wurden sämtliche braunen Kantenschoner aus dem Holzkanten operiert, und später wieder eingesetzt. Verklebt habe ich das Ganze mit
beidseitig aufgetragenem Sprühkleber (PETEC, Würth,
o.ä...).
Fertig.
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